Halbes Jahrhundert Musikverein

 Nassauische Neue Presse, 19. August 2016

von Robin Kloeppel

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Neue, frische Töne stimmt Dirigentin Laura Freimuth, die neue Dirigentin des Musikvereins Obertiefenbach, an. Im Jahr des 50. Vereinsjubiläums will die 31-Jährige das Traditionsorchester voranbringen.

Der Musikverein Obertiefenbach (MVO) feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Mit seiner neuen, jungen Dirigentin Laura Freimuth möchte der aus der Feuerwehr hervorgegangene Verein die Jugendarbeit voranbringen. Musikalisch wird der Verein beim Oktoberfest am 1. und 2. Oktober mit Kommersabend am Sonntag einiges bieten. Für 17. Dezember ist das Jubiläumskonzert in der Pfarrkirche St. Aegidius geplant, an dem die örtlichen Gesangvereine mitwirken.

Wie MVO-Pressesprecher Peter Kremer berichtet, hat der Verein derzeit 35 Aktive in seinem Orchester, darunter auch Jugendliche. Der Altersdurchschnitt sei niedrig; die Musiker sind zwischen 15 und 65 Jahre alt. Der Probenbesuch sei, so Kremer, hervorragend. Derzeit funktioniere die Nachwuchsarbeit auch ohne Jugendorchester, weil den interessierten Jugendlichen gleichwohl eine fundierte Ausbildung an den jeweiligen Instrumenten vermittelt werden könne.

Fundierte Ausbildung

Auch wenn manche Jugendliche mit dem Spielen aufhören – viele kehrten nach einer Familien- und beruflichen Findungsphase zur Musik zurück und kämen dann in den Musikverein, sagte Kremer. Kai Müller vom geschäftsführenden Vorstand berichtet dieser Zeitung, dass es aber mittelfristiges Ziel sei, wieder ein Jugendorchester im Verein aufzubauen, um die Zukunft zu sichern. Die neue Dirigentin müsse sich zunächst einmal einarbeiten.

Die 31-jährige Erbacherin Laura Freimuth hat schon Jugendorchester in Würges und Oberbrechen geleitet. Als Instrumentallehrerin ist sie die ideale Besetzung dafür, die Jugend auch in Obertiefenbach an das Erwachsenenorchester heranzuführen. Das ist eines ihrer Hauptziele: Interessierten jungen Leuten aus Beselich Instrumente beibringen. Denn Freimuth weiß, dass es im Musikverein langfristig schwierig werden würde, sollte er jetzt nicht die Jugendförderung stärken. Sie freut sich aber auch auf die interessante neue Aufgabe, in Obertiefenbach das erste Mal in ihrem Leben ein Erwachsenenorchester leiten zu dürfen. Freimuth ist nach wie vor selbst als Musikerin aktiv und hat trotz der möglichen Alternative, dem Schuldienst, beschlossen, ihr Hobby zum Hauptberuf zu machen. Immerhin kann sie auf eine fundierte Dirigentenausbildung verweisen.

Mehr Konzerte spielen

Schon als Drittklässlerin begann sie, für das Jugendorchester des Niederbrechener Turnvereins zu spielen. In Obertiefenbach habe sie eine engagierte Gruppe vorgefunden, erzählt die neue Leiterin. Ihr Ziel sei es, den Aktiven ihre Begeisterung zu erhalten. Sie will das Repertoire auf die Dauer abwechslungsreicher gestalten. Ebenfalls möchte sie, „dass wir die Stücke exakter präsentieren und mehr Konzerte spielen“. Laura Freimuth spricht davon, dass das Orchester in Obertiefenbach prinzipiell ein sehr gutes Potenzial besitze. Aktuell sei bereits mit den Proben für das Weihnachtskonzert begonnen worden.

Kai Müller ist dankbar, Laura Freimuth für die Dirigentenstelle im Musikverein gewonnen zu haben. Denn von Oktober 2015 an sei der Musikverein ohne festen Dirigenten gewesen. Alexander Koch habe als Vize-Dirigent zwar engagiert die Arbeit fortgeführt. Doch er spiele lieber selbst und habe, so Müller, nicht dauerhaft die Zeit, „nebenbei“ auch noch als verantwortlicher Dirigent zu fungieren.

Mit Feuereifer

Der Gedanke, einen Spielmannszug in Obertiefenbach zu gründen, kam übrigens in den Wintermonaten 1965/66 auf. Ein Vorstandsmitglied der Feuerwehr, Norbert Wagner, hatte Gelegenheit, in Dernbach und Alten-Buseck einen Kinderspielmannszug zu erleben. Seine Erlebnisse gab er als Anregung an seine Vorstandskameraden weiter. Die Kameraden Jakob Mai und Georg Gräf unterstützten diese Idee sogleich mit Feuereifer, und in einer Vorstandssitzung wurden vom Kommandanten Josef Schäfer Fakten geschaffen. Die Gründung eines Spielmannszuges wurde beschlossen. Als der Schulleiter Helmut Kahlig von den Plänen hörte, brachte er seine Bedenken vor, nur mit Kindern zu spielen. Man einigte sich deshalb darauf, den Spielmannszug durch eine Fanfarengruppe zu ergänzen und somit auch einen gewissen Stamm an erwachsenen Musikern aufzubauen.

Ruf nach mehr Leistung

Im Juni 1966 kauften die Obertiefenbacher im Musikhaus Alexander in Mainz elf Flöten, eine Lyra, sechs Marschtrommeln, sieben Fanfaren und drei Paradetrommeln. Bei der Instrumentenausgabe in der Mehrzweckhalle wurde deutlich, dass mehr Interessenten als Instrumente zur Verfügung standen. Für jede Instrumentengruppe wurden Übungsleiter benannt. Durch großes Engagement war es möglich, dass der Zug bereits bei der nächsten Kirmes den ersten öffentlichen Auftritt hinlegen konnte.

1968 hatte der Zug bereits 70 Mitglieder und beteiligte sich bei brütender Hitze in Viernheim an seinem ersten Hessentag. Allerdings gab es Unstimmigkeiten mit dem Hauptverein. Im Juni des Jahres gab es bei einer Abteilungsversammlung eine 30:6-Abstimmung dafür, sich von der Feuerwehr abzuspalten und einen eigenständigen Verein aufzubauen. Am 24. August fand im Café Robert die Gründung statt, bei der Willibald Leber zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Als erste Großveranstaltung wurde ein Treffen mit anderen Musikzügen organisiert. Bei der Generalversammlung 1973 wurde der Ruf nach mehr Leistung der Musiker laut. Mit Bernd Jung wurde ein Dirigent für alle Musikergruppen verpflichtet.

Artikel aus: Nassauische Neue Presse, 19.08.2016 von Robin Kloeppel

 

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